Gymnasiasten fordern Snackautomaten - Landratsamt blockt ab | nordsachsen24.de

Gymnasiasten fordern Snackautomaten - Landratsamt blockt ab

Die Schülerinnen und Schüler des Tauchaer Geschwister-Scholl-Gymnasiums befürworten einen Snack-Automaten für die Pausenversorgung. (Foto: Daniel Große)
Die Schülerinnen und Schüler des Tauchaer Geschwister-Scholl-Gymnasiums befürworten einen Snack-Automaten für die Pausenversorgung. (Foto: Daniel Große)
Die Schülerinnen und Schüler des Tauchaer Geschwister-Scholl-Gymnasiums befürworten einen Snack-Automaten für die Pausenversorgung. (Foto: Daniel Große)
Die Schülerinnen und Schüler des Tauchaer Geschwister-Scholl-Gymnasiums befürworten einen Snack-Automaten für die Pausenversorgung. (Foto: Daniel Große)
Die Schülerinnen und Schüler des Tauchaer Geschwister-Scholl-Gymnasiums befürworten einen Snack-Automaten für die Pausenversorgung. (Foto: Daniel Große)

Lange Schultage, kein Pausenbrot, keine Chance auf einen schnellen Snack: Für viele Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Taucha ist das Alltag. Ein Automat könnte Abhilfe schaffen – doch daraus wird vorerst nichts. Das Landratsamt Nordsachsen lehnt die Übernahme der Kosten ab und stößt damit auf deutliche Kritik von Schülerseite.

Die Idee zum Snackautomaten kam vom Projekt „Impuls Taucha“, einem Demokratiebildungsangebot des Diakonischen Werks Delitzsch/Eilenburg, in Zusammenarbeit mit dem Schülerrat. Die Motivation ist klar: „Es gibt keinen Automaten am Gymnasium“, erklärt Tabea Seeßelberg vom Impuls-Projekt. „Vor Corona war das anders. Da standen zwei Automaten, die wurden rege genutzt. Wir wissen, dass sich viele wieder einen wünschen.“

Lange Schultage, wenig Versorgung

Charlotte, Schülerin der 8. Klasse, bringt das Dilemma vieler auf den Punkt: „Wenn man sein Frühstück vergisst und bis zum vierten Block in der Schule ist, hat man keine Möglichkeit, sich etwas zu holen. Auch im Freistundenblock dürfen Schüler bis Klassenstufe 9 das Gelände nicht verlassen.“ Der Automat, so die Schüler, wäre keine Alternative zur Mittagsspeisung – aber eine sinnvolle Ergänzung.

An der Ecke Rudolfh-Winkelmann-/Eilenburger Straße, unweit des Hauses 2 des Gymnasiums, steht seit kurzem ein Verkaufsautomat von The Corner 3000. Dieser nützt jedoch Gymnasiasten bis Klassenstufe 9 nichts, weil sie in den Pausen das Schulgelände nicht verlassen dürfen. (Foto: Daniel Große)
An der Ecke Rudolfh-Winkelmann-/Eilenburger Straße, unweit des Hauses 2 des Gymnasiums, steht seit kurzem ein Verkaufsautomat von The Corner 3000. Dieser nützt jedoch Gymnasiasten bis Klassenstufe 9 nichts, weil sie in den Pausen das Schulgelände nicht verlassen dürfen. (Foto: Daniel Große)
An der Ecke Rudolfh-Winkelmann-/Eilenburger Straße, unweit des Hauses 2 des Gymnasiums, steht seit kurzem ein Verkaufsautomat von The Corner 3000. Dieser nützt jedoch Gymnasiasten bis Klassenstufe 9 nichts, weil sie in den Pausen das Schulgelände nicht verlassen dürfen. (Foto: Daniel Große)
An der Ecke Rudolfh-Winkelmann-/Eilenburger Straße, unweit des Hauses 2 des Gymnasiums, steht seit kurzem ein Verkaufsautomat von The Corner 3000. Dieser nützt jedoch Gymnasiasten bis Klassenstufe 9 nichts, weil sie in den Pausen das Schulgelände nicht verlassen dürfen. (Foto: Daniel Große)
An der Ecke Rudolfh-Winkelmann-/Eilenburger Straße, unweit des Hauses 2 des Gymnasiums, steht seit kurzem ein Verkaufsautomat von The Corner 3000. Dieser nützt jedoch Gymnasiasten bis Klassenstufe 9 nichts, weil sie in den Pausen das Schulgelände nicht verlassen dürfen. (Foto: Daniel Große)

Nick und Lora aus der 7. Klasse betonen, wie wichtig es sei, auch spontan einen Snack kaufen zu können. „Unsere Eltern finden das gut“, sagt Nick. „Man lernt, mit Geld umzugehen – und es hilft einfach, wenn man mal etwas vergessen hat.“

Schulträger: „Subventionieren keine Schokoriegel”

Doch beim Schulträger stößt das Anliegen auf Ablehnung. Roman Becker, Leiter des Amtes für Schulen und Bildung im Landratsamt Nordsachsen, teilte auf Anfrage mit: „Dass die Essensversorgung nicht optimal ist, ist uns bewusst. Aber ein Automat, der nur mit Süßigkeiten bestückt ist und jährlich 2000 Euro kostet, kommt für uns nicht infrage. Wir subventionieren keine Schokoriegel.“

Auch die Stromkosten spielen bei dieser Entscheidung offenbar eine Rolle – laut Impuls geht das Landratsamt hier von 1000 Euro jährlichen Kosten aus. Eine Aussage, die bei den Initiatoren auf Unverständnis stößt. „Wir fragen uns, ob das Angebot wirklich ernsthaft geprüft wurde“, heißt es in der Stellungnahme von Impuls Taucha. Laut deren Angaben sei der Stromverbrauch mit rund 250 Euro jährlich deutlich niedriger als vom Landkreis angenommen.

Anbieter: „Niemand spricht mit uns“

Auch der Anbieter selbst, Jens Burghardt von The Corner 3000, kritisiert die Haltung des Landkreises: „Wir haben mehrfach Angebote geschickt und sind offen für Gespräche. Aber wir haben keinen Ansprechpartner.“ Burghardt betont, dass sein Unternehmen nicht nur klassische Süßwaren, sondern auch gesündere Alternativen wie Bananenbrot, Nussriegel oder Brotsnacks anbietet. Frischware sei aus Haltbarkeitsgründen jedoch kaum umsetzbar. „Natürlich ist da auch mal ein Mars-Riegel drin“, so Burghardt. „Aber wenn wir nur gesunde Sachen reinpacken, kauft die am Ende keiner. Wir haben das an anderen Standorten getestet – zwei Drittel mussten wir wegwerfen.“ Burghardt wünscht sich, dass man miteinander ins Gespräch kommt, bevor das Vorhaben kategorisch abgelehnt wird.

Finanzierung über Schülerzahl denkbar

Der Anbieter bietet der Schule ein Rundum-Paket für monatlich 200 Euro netto an: inklusive Aufstellung, Wartung, Befüllung und Versicherung. „Bei rund 600 Schülern wären das etwa 3 Euro pro Kopf im Jahr. Das sollte machbar sein“, so Burghardt. Ein möglicher Kompromiss wäre ein Automat mit Verkaufsrichtung zum Gehweg, um auch nach Schulschluss und in den Ferien Umsätze zu generieren. In diesem Fall sei sogar eine Mietminderung oder ein mietfreier Betrieb denkbar.

Forderung an den Landkreis: Schüler nicht vergessen

Für die Schüler bleibt unverständlich, warum früher zwei Automaten betrieben wurden – und heute keiner. „Die Entscheidung wird über unsere Köpfe hinweg getroffen“, heißt es aus dem Schülerrat. Dabei sei der Wunsch nach einem Automaten nicht neu, sondern werde bereits seit fünf Jahren immer wieder vorgetragen. Die Initiative fordert den Landkreis auf, konstruktiv an einer Lösung mitzuarbeiten – auch im Sinne der Schülergesundheit und Eigenverantwortung. „Ein Automat ist keine Luxusanschaffung, sondern schlicht notwendig, wenn die Grundversorgung nicht sichergestellt ist“, heißt es abschließend.

Update: Außenstandort laut Landratsamt denkbar

Nach Veröffentlichung des Artikels meldete sich das Landratsamt erneut bei Taucha kompakt. Roman Becker, Leiter des Amtes für Schulen und Bildung antwortete auf Nachfrage: „Das Schulamt hat per se nichts gegen Snackautomaten. Diese gibt es auch an anderen Schulen im Landkreis (an den BSZ Rote Jahne, Torgau und Oschatz) und üblicherweise wird das Aufstellen auch genehmigt. Allerdings fallen dem Landkreis dabei keine Kosten an. Deshalb hat das Schulamt der Aufstellung des Automaten in Taucha vorab auch zugestimmt. Außerdem gab es diesbezüglich auch einen Vor-Ort-Termin, um einen geeigneten Standort zu finden. In Abstimmung mit der Schule hat der Hausmeister den Termin abgesichert.

Erst im Nachgang kam dann das Angebot des Anbieters, was Standgebühren vorsieht. Bedacht werden sollte, dass der Anbieter Geld mit dem Automaten verdient und das dieser kein Ersatz für das Schulessen ist, sondern ein Zusatzangebot. Das Thema Außenstandort war bisher nicht bekannt. Wenn die Standgebühren damit entfallen, wäre das tatsächlich eine Option. Diese wurde uns bisher nicht angeboten. Wir gehen diesbezüglich noch mal auf den Anbieter zu.

Natürlich haben wir ein Interesse an einer ordentlichen Versorgung, weshalb wir auch schon seit längerem mit der Schule in Kontakt stehen und Optionen prüfen.”

Hintergrund

Automat soll in den Keller

Am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Taucha gibt es keine Mensa und nur eingeschränkte Mittagsversorgung. Die Klassenstufen 5 bis 8 dürfen das Schulgelände nicht verlassen. Der Automat soll laut Schulträger im Aufenthaltsraum im Keller installiert werden, dafür muss The Corner 3000 einen entsprechend kleiner dimensionierten Spezial-Automaten anschaffen. Die Schülerinitiative sieht einen Snack-Automaten als pragmatische Lösung für ein lang bestehendes Versorgungsproblem.


    Daniel Große
    Daniel Große
    Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.
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