„SportEUm Taucha“: Freier Träger plant Grundschule und Oberschule mit sportlicher Ausrichtung | nordsachsen24.de

„SportEUm Taucha“: Freier Träger plant Grundschule und Oberschule mit sportlicher Ausrichtung

Der Entwurf von Architekt Marco Stelzel, der im Rahmen einer Machbarkeitsstudie entstand, zeigt, wie das „SportEUm” aussehen könnte.  (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))
Der Entwurf von Architekt Marco Stelzel, der im Rahmen einer Machbarkeitsstudie entstand, zeigt, wie das „SportEUm” aussehen könnte. (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))
Der Entwurf von Architekt Marco Stelzel, der im Rahmen einer Machbarkeitsstudie entstand, zeigt, wie das „SportEUm” aussehen könnte. (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))
Der Entwurf von Architekt Marco Stelzel, der im Rahmen einer Machbarkeitsstudie entstand, zeigt, wie das „SportEUm” aussehen könnte. (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))
Der Entwurf von Architekt Marco Stelzel, der im Rahmen einer Machbarkeitsstudie entstand, zeigt, wie das „SportEUm” aussehen könnte. (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))

Einen ambitionierten Zeitplan verfolgt ein neuer freier Träger in Taucha: Bereits zum Schuljahr 2025/26, also im August dieses Jahres, soll eine neue Schule an den Start gehen.

„SportEUm Taucha Oberschule+“ - unter diesem etwas sperrigen Begriff planen Rolf Ahrendt und Christoph von Radowitz eine neue Schule in Taucha. Entstehen soll sie an der Friedrich-Ebert-Straße. Im Stadtrat wurde das Projekt gestern vorgestellt. Vorangegangen waren bereits einige Vorstellungen in den Ausschüssen des Stadtrats in den vergangenen Monaten. Heute folgte dann ein Pressetermin beim Leipziger Architekt Marco Stelzel. Selbiger ist in Taucha kein Unbekannter. Das aktuellste Projekt ist die „T.RAUMFABRIK“ in der Freiligrathstraße.

Oberschule+ ist ein Begriff aus dem Sächsischen Schulsystem. Solche Schulen bieten ein längeres gemeinsames Lernen, indem sie Grund- und Oberschule von der Klasse 1 bis zur Klasse 10 verbinden. Hierin sehen Rolf Ahrendt und Christoph von Radowitz einen großen Vorteil: „Das gemeinsame Lernen von der ersten bis zehnten Klasse erlaubt es uns, unser pädagogisches Leitbild von Anfang an umzusetzen. Fit für das Leben. Körper, Geist, Seele, Umwelt – all das gepaart mit einer vertiefenden sportlichen Ausbildung und Fußball als Schwerpunkt. Aber auch andere Sportarten wie Judo oder Tanzen sollen eine Rolle spielen“, zählt Rolf Ahrendt auf. Auf diese Weise soll eine frühkindliche Förderung in Schule, Sport und Gesundheit erreicht werden. Und ganz „nebenbei“ erhoffe man sich so, regionale Talente zu erkennen und zu fördern.

Ganztagsschule mit vielen Angeboten

Der Schulalltag beginne um 7.45 Uhr und gehe, je nach Nutzung des Hortes, bis 17 Uhr. Ein Wochenplan mit differenzierten Lernaufgaben werde angeboten. Vorteil für die Schüler und Eltern: Hausaufgaben gibt es keine. „Wenn die Kinder nach Hause kommen, haben sie Freizeit“, erklärte Rolf Ahrendt gestern im Stadtrat. Dafür werden die Schüler aber auch ganztags in der Schule stark gefordert. Ein „rhythmisierter Ganztag“ mit wechselnder Beanspruchung von Körper und Kopf solle geboten werden.

Als freie Schule sei durch den Freistaat Sachsen ein Schulgeld vorgegeben. Dies betrage monatlich derzeit 170,00 Euro. Das Elterngeld für den Hort richtet sich nach den in Taucha üblichen Hortgebühren. Zusätzlich kommt noch das Geld für die Mittagsversorgung auf die Eltern zu. Von Anfang an bemühe sich der freie Träger, einen Stipendientopf aus Spenden zu gewinnen, so dass interessierte Eltern ohne ausreichende finanzielle Mittel am Schulanfang einen Antrag auf finanzielle Unterstützung stellen könnten.

Der Träger

Angeboten wird die Oberschule+ von der SportEUm Schulen UG, die sich aktuell noch in Gründung befindet. Als Unternehmergesellschaft (UG) ist der künftige Betreiber der Schule haftungsbeschränkt. AfD-Stadtrat Mario Maiczak fragte gestern im Stadtrat, was passiere, wenn das Vorhaben schief gehe. „Haben wir dann im schlimmsten Fall eine Schule ohne Schüler dort stehen?“, fragte er. Kämmerer Marcus Rietig erklärte, dass im Erbbaurechtsvertrag vorgesehen eine entsprechende Klausel enthalten sei, dass die Gebäude dann an die Stadt Taucha fallen würden.

Hintergrund

Die Gründer

Gründer der SportEUm UG sind Rolf Ahrendt und Christoph von Radowitz. Beide lernten sich im Rahmen der Leipziger Olympia-Bewerbung 2004 kennen. Sie sind sportinteressiert, besonders im Bereich Fußball. Aus einer ersten Idee, einen Fußballcampus in Leipzig zu gründen, wurde nichts. Rolf Ahrendt war bis Ende 2023 Geschäftsführer des forum thomanum Leipzig e.V. Unter anderem hat er die Grundschule forum thomanum mit gegründet, die den Nachwuchs für den Leipziger Thomanerchor ausbildet.

    Der Name SportEUm verdeutliche die sportliche Ausrichtung und die gewünschte Internationalität der Einrichtung. Man sei offen für internationale Kooperationen und eine multinationale Schülerschaft.

    Christoph von Radewitz, Rolf Ahrendt und Marco Stelzel in dessen Leipziger Büro. Im Hintergrund: die Holz-Stroh-Elemente von Lorenz Systeme aus Taucha. (Foto: Daniel Große)
    Christoph von Radewitz, Rolf Ahrendt und Marco Stelzel in dessen Leipziger Büro. Im Hintergrund: die Holz-Stroh-Elemente von Lorenz Systeme aus Taucha. (Foto: Daniel Große)
    Christoph von Radewitz, Rolf Ahrendt und Marco Stelzel in dessen Leipziger Büro. Im Hintergrund: die Holz-Stroh-Elemente von Lorenz Systeme aus Taucha. (Foto: Daniel Große)
    Christoph von Radewitz, Rolf Ahrendt und Marco Stelzel in dessen Leipziger Büro. Im Hintergrund: die Holz-Stroh-Elemente von Lorenz Systeme aus Taucha. (Foto: Daniel Große)
    Christoph von Radewitz, Rolf Ahrendt und Marco Stelzel in dessen Leipziger Büro. Im Hintergrund: die Holz-Stroh-Elemente von Lorenz Systeme aus Taucha. (Foto: Daniel Große)

    Der Standort

    Entstehen soll das SportEUm an den Friedrich-Ebert-Wiesen. Das Grundstück pachtet der freie Träger von der Stadt, weshalb der Stadtrat gestern darüber zu entscheiden hatte, dass der Bürgermeister in Vertragsverhandlungen für den Abschluss eines Erbbaurechtsvertrages gehen darf. Dies wurde einstimmig verabschiedet. Steht der Vertrag, ist über diesen nochmals gesondert vom Stadtrat zu entscheiden.

    Stichwort: Erbbaurechtsvertrag

    Ein Erbbaurechtsvertrag ist eine vertragliche Vereinbarung, bei der ein Grundstückseigentümer einem Dritten das Recht einräumt, das Grundstück für einen längeren Zeitraum zu nutzen und zu bebauen, ohne das Eigentum am Grundstück zu übertragen. Dafür zahlt der Nutzer eine regelmäßige Gebühr, den Erbbauzins. Vergleichbar in etwa mit einer Pacht, nur über einen sehr langen Zeitraum.

      Was wird mit der Grundschule 3?

      Der Standort der geplanten freien Schule an den Friedrich-Ebert-Wiesen wirft Fragen auf. Denn eigentlich ist dort der Festbau der Grundschule 3 geplant. Der Fakt, dass die freie Schule dort bauen wolle, habe mit der geplanten städtischen Schule erst mal nichts zu tun, erklärt die Stadtverwaltung. „Fakt ist aber auch, dass wir vor 2031 keine Fördermittel für einen Schulneubau erhalten werden“, sagt Helge Zacharias, Leiter des Fachbereichs Bauwesen im Tauchaer Rathaus. Und Christoph von Radowitz meint, so eine freie Schule könnte einer Kommune ja auch die Last eines eigenen Schulbaus abnehmen. Gesichert ist hier aber noch nichts - und ein eigener städtischer Neubau der Grundschule 3 nicht vom Tisch.

      Der Schulneubau soll sich in kleine Elemente gliedern und je nach Schülerzahl wachsen. Die Sporthalle, die am oberen Ende zu erkennen ist, ist aktuell noch fiktiv. (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))
      Der Schulneubau soll sich in kleine Elemente gliedern und je nach Schülerzahl wachsen. Die Sporthalle, die am oberen Ende zu erkennen ist, ist aktuell noch fiktiv. (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))
      Der Schulneubau soll sich in kleine Elemente gliedern und je nach Schülerzahl wachsen. Die Sporthalle, die am oberen Ende zu erkennen ist, ist aktuell noch fiktiv. (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))
      Der Schulneubau soll sich in kleine Elemente gliedern und je nach Schülerzahl wachsen. Die Sporthalle, die am oberen Ende zu erkennen ist, ist aktuell noch fiktiv. (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))
      Der Schulneubau soll sich in kleine Elemente gliedern und je nach Schülerzahl wachsen. Die Sporthalle, die am oberen Ende zu erkennen ist, ist aktuell noch fiktiv. (Foto: Marco Stelzel (s.ai architekten))

      Das Gebäude

      Beim Schulgebäude setzen Ahrendt und von Radowitz auf Nachhaltigkeit. Auf Anraten von CDU-Stadtrat Frank Apitz sei man mit dem Tauchaer Unternehmen Lorenz Systeme ins Gespräch gegangen. Das Unternehmen bietet Holzkonstruktionen, die mit stark gepresstem Stroh gefüllt sind. Die Module gelten als extrem nachhaltig, weil sie CO2 speichern sowie vollständig rückbaubar und wiederverwertbar sind. Zudem biete diese Modulbauweise den Vorteil eines schnellen Bauens und einer sukzessiven Errichtung von Gebäuden, die dem Bedarf entsprechen. Beplankt werden die Module mit Lehmbaublatten. „Das ist alles nicht neu, Lorenz hat hier eine jahrhundertealte Technik nur neu entdeckt und den heutigen Bedürfnissen angepasst“, so Architekt Marco Stelzel.

      Die ersten Entwürfe von Stelzel zeigen die modulare Bauweise. Auch mit der vorhandenen Krümmung des Geländes habe man sich beschäftigt und eine Art Erker geschaffen, die nach vorn herausragt. „Wir wollten keinen typischen Schulneubau. Generell sind die Räume auch multifunktional. Hort und Schule sind in einer Trägerschaft, dadurch ist eine ganz enge Verzahnung garantiert. Ein Schul- und ein Hortpädagoge sind zuständig für eine Klasse. Wir planen Stammgruppenräume, in denen sowohl der Vormittag als auch der Nachmittag gestaltet werden“, so Rolf Ahrendt.

      Was nicht gebaut werden soll, zumindest nicht in absehbarer Zeit, ist eine Sporthalle. „Das scheint bei einer Schule mit sportlicher Ausrichtung ungewöhnlich, aber das ist finanziell nicht zu stemmen“, so Rolf Ahrendt. Stattdessen werde es zwei Außensportplätze geben. Zudem sei angestrebt, Hallenzeiten in den bestehenden Tauchaer Sporthallen zu bekommen. „Wir werden hier Lösungen finden für die ersten Jahre“, so Ahrendt auf eine entsprechende Frage von Stadträtin Kristina Danz (FDP) am Donnerstag.

      Anfänglich soll die Schule über rund 450 Quadratmeter Fläche verfügen. Am Ende könnten es 3500 Quadratmeter werden. Der Ausbau richte sich nach den Schülerzahlen. Am 1. August würde mit einer ersten Klasse gestartet. Ab dem Schuljahr 2028/29 ist dann eine Zweizügigkeit geplant. Darüber hinaus soll es aber nicht gehen.

      Die Finanzierung

      Zur Finanzierung wollen Ahrendt und von Radowitz einen Kredit von 2 Millionen Euro aufnehmen. Dies sei der Betrag, der nötig werde für den Betrieb der Schule in den ersten drei Jahren. Nach diesen drei Jahren könnte der Träger bei Feststellung der Gemeinnützigkeit entsprechende Mittel beim Freistaat Sachsen beantragen.

      Den Schulneubau werde die SportEUm UG nicht selbst zahlen. Stattdessen wolle man einen Bauträger finden, der den Bau vorfinanziert. Die Schule mietet sich dann nur ein. Man sei bereits in ersten Gesprächen mit Bauträgern und dieses Vorgehen sei auch nicht ungewöhnlich, heißt es.

      Der Lehrermangel

      Trotz des aktuell vorherrschenden Lehrermangels in quasi ganz Deutschland blicken die Gründer des SportEUms nicht pessimistisch in die Zukunft. Es sei „Personal in der Pipeline“, so Ahrendt. Zudem gebe es viele Lehrer, die in Leipzig oder der Region arbeiten wollen würden. Für den Anfang seien auch erst mal nur Grundschullehrer nötig, hier sehe die Situation nicht so schlecht aus.

      Wie melde ich mein Kind an?

      Der Zeitplan ist ambitioniert: Nur noch sieben Monate sind Zeit für Ahrendt und von Radowitz, den Erbbaurechtsvertrag mit der Stadtverwaltung abzuschließen, einen Bauträger zu finden, den Bauantrag einzureichen, die Baugenehmigung zu bekommen, den Schulbau errichten zu lassen sowie die nötigen Genehmigungen und Freigaben der Behörden für den Schulbetrieb zu erlangen. Nach dem Debakel mit dem Containerbau der Grundschule 3 und aus den Erfahrungen etwa mit dem Anbau an der Regenbogenschule erscheint das fast unlösbar. Die beiden Gründer der Schule wollten sich auf Nachfrage aber nicht abbringen lassen von ihrem Plan. Mit der gestrigen Entscheidung des Stadtrats könne es nun losgehen, man habe aber bereits viel vorgearbeitet und fange nicht bei Null an. Marco Stelzl erklärte, er baue seit 20 Jahren Privatschulen und kenne daher die Anforderungen, die zu bewerkstelligen seien. Klappt es dennoch nicht, halte man sich Optionen für einen Beginn des Schuljahres in anderen Räumlichkeiten offen.

      Für den Anfang seien mindestens 15 Schüler nötig. Gedeckelt wird bei 26, aufgrund der Beschränkung auf eine Klasse, die anfangs entstehen soll. Eltern, die nun Interesse haben, könnten sich per E-Mail unter info@sporteum-schulen.de melden oder Christoph von Radowitz unter 0172 6648061 anrufen. In Kürze solle auch die Website sporteum-schulen.de freigeschaltet werden.


      Daniel Große
      Daniel Große
      Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.
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